Die Abwesenheit von Wahrhaftigkeit

Veröffentlicht in: Meine Kolumne | 2

Sonntag, 30. April 2023

Es gab einmal eine Zeit, da haben uns Journalisten dabei geholfen, die Wirklichkeit besser zu verstehen. Die Vorstellung von Demokratie, die man der Gesellschaft vor ungefähr 100 Jahren einredete, sah neben der Trennung von Legislative, Exekutive und Judikative sogar noch eine vierte Macht vor: das war die Presse. Neben der außerparlamentarischen Opposition, die vielleicht sogar noch ein fünftes Regulativ sein könnte, sollten unabhängige Medien dafür sorgen, dass die Lügenkonstruktionen der Politik nicht zu sehr in den Himmel wuchsen.

In Deutschland setzte man dafür den Artikel 5 in das Grundgesetz, der die Meinungs- und Redefreiheit garantiert und verspricht, dass einen Zensur nicht stattfindet. In den USA gibt es seit jeher den Ersten Verfassungszusatz, der die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit, die Pressefreiheit, die Versammlungsfreiheit und das Petitionsrecht schützt. Darüber garantiert der Zweite Verfassungszusatz den Us-Amerikanischen Bürgern das Recht, Waffen zu besitzen, um sich und ihr Eigentum zu verteidigen.

Diese Grundrechte boten bislang eine gewisse Gewähr, dass der Staatsmonopolist seine immanente Korruptionslust und rechtliche Übergriffigkeit ein wenig zügelte.

Nun ist es wahrscheinlich seit Bestehen der Menschheit so, dass Individuen ein Narrativ benötigen, einen Glauben, um besser überleben zu können. Wenn einem bewusst wird, dass man nichts Genaues wissen kann, hält eine gemeinsame Erzählung die Gemeinschaften und sogar einen Staat zusammen. Mit Hilfe imaginärer Vorstellungen hat die Menschheit die größten Leistungen vollbracht, weil ein gemeinsamer Glaube Berge versetzen kann. Pyramiden, antike Tempelanlagen, mittelalterliche Kathedralen und die babylonischen Türme der Neuzeit geben uns hierfür Zeugnis.

Mit der Aufklärung bröckelte der Gotteswahn, der nach zehntausendjähriger geschriebener Kulturgeschichte die Menschheit mehr oder weniger zusammenhielt. Neben den fünf großen und vielen kleineren Weltreligionen entstanden noch Agnostizismus, Materialismus und Atheismus oder Mischungen von allem, welche nun begannen, sich gegenseitig zu bekämpfen. Anstatt jeden Menschen an sein eigenes fliegendes Krümelmonster glauben zu lassen, entwickelten die Machtbesessenen aber neue Angstgeschichten, um die Massen weiterhin an ihren „Berg-Werken“ arbeiten zu lassen. Jüngst erfand man die Erzählungen von der Klimakrise und vom Virentod und baute um diese Matrix eine Weltregierung, die gezwungen sei, sukzessive alle individuellen Freiheitsrechte zugunsten der Rettung der Welt (gemeint ist lediglich die Menschheit und nicht einmal die Rettung der Erde oder gar des Kosmos…) abzubauen. In Wahrheit geht es um die Rettung der Machteliten.

Es ist eine virtuelle Welt, wie sie im Film „Matrix“ dargestellt wird, in der uns psychopathische Globalmammonisten und die mit ihnen verbündete Regierungen gefangen halten. Und nur wenige verstehen wirklich, wie tiefgreifend unsere Zivilisation seit jeher von solchen Erzählungen dominiert wird, wie unsere jeweilige Kultur, unsere Überzeugungen und die daraus gewachsenen politischen und wirtschaftlichen Systeme, vollständig aus erfundenen Geschichten bestehen, von denen wir alle meinen, dass sie real sind.

Unser eigenes Bild von der Welt und von uns selbst ist ebenfalls eine Illusion. Sie findet ausschließlich in unserem Kopf statt. Doch unabhängig davon, auf welcher Erkenntnisstufe der Einzelne steht, hat unsere Spezies normalerweise ein tief sitzendes Gefühl für Wahrhaftigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit; ein a priori Wissen.

Die Abwesenheit von Wahrhaftigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit wird früher oder später die Matrix der Machthabenden zu Einsturz bringen. Den Willen zur Nutzung dieses Wissens müssen wir allerdings selbst aufbringen.

2 Antworten

  1. CFS

    Kürzlich las ich eine Kolumne über die Unterschiedlichkeit des Wertekanons der einzelnen Individuen. Leider habe ich versäumt, den Artikel runterzuladen. Mit Daniele Ganser stimme ich darin überein, dass 99,9 % der Menschen zuallererst Frieden und Sicherheit für ihre Familie wollen. Menschen dazu zu bringen, dass sie sich massenhaft gegeneinder töten bedarf, glaube ich, einer ganz speziellen Meinungsmache. Wenn einem nun aber Freiheit das höchste Gut ist, oder Gerechtigkeit, darf man dann zur Erreichung dieses Zustandes … dafür kämpfen …? Und…

  2. Christoffer

    Ich habe den Eindruck, dass die Dreistigkeit der Lügen und Ungereimtheiten durch Medien und Politik in letzter Zeit, also gefühlt besonders in den letzten drei Jahren, exponentiell nach oben schießen. Auch die öffentlich geäußerte unverhohlene Mißachtung der Interessen der Bürger, das Unisono der Politik und der Medien beim Ausgrenzen mißliebiger Meinungen und Sichtweisen, beim Verunglimpfen von kritischen Menschen und Bewegungen, haben ein Maß erreicht, das deutlich zeigt, mit welchen offensichtlich verzweifelten Mitteln hier der vermeintlich ultimative Kampf um die Deutungshohheit von Seiten der Mächtigen, oder Derer die sich diese Macht anmaßen, geführt wird. Natürlich wird Dies immer offensichtlicher, und um so mehr bin ich verwundert wie ruhig es noch ist. Aber auch ich vertraue in das beschriebene Bewußtsein von Wahrhaftigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit. Mögen die unerträglichen Umstände zumindest dazu führen dieses Bewußtsein auch beim letzten Michel zu wecken!