Einigkeit und Recht und Freiheit

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Freitag, 23. Juli 2021

Als August Heinrich Hoffmann von Fallersleben im Alter von 43 Jahren auf der Insel Helgoland das „Lied der Deutschen“ dichtete, herrschte in den deutschen Landen nach den jahrzehntelangen Befreiungskriegen gegen Napoleon Bonapartes Frankreich nationale Aufbruchstimmung. Die Siege der „östlichen“ Allianzen aus Russen, Preußen, Österreichern und Schweden in der Völkerschlacht bei Leipzig 1814 und vor allem in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815, besiegelten den Untergang des Französischen Empire und des Franzosenkaisers.

Leider hatten sich die Hoffnungen vieler Deutscher – so der “Göttinger Sieben”, liberale Professoren des damaligen Königreiches Hannover – nicht erfüllt, dass der Wiener Kongress unter der Moderation des Fürsten Metternich die Bildung eines zweiten Deutschen Reiches einleiten würde. Staatdessen wurden die Privilegien- und Zwangsrechte des Adels restauriert. Das Wartburgfest von 1817 und das Hambacher Fest von 1832 waren inzwischen Geschichte. Doch das Bildungsbürgertum in den dutzenden deutschen Kleistaaten verlangte weiterhin seine unter dem Imperator Napoleon I. gewährten egalisierten Bürgerrechte zurück. Und wie bei August Heinrich Hoffmanns Kampf, bestanden ihre Bestrebungen in der Schaffung eines geeinten deutschen Vaterlandes.

Letzteres wurde vor allem durch sein Deutschlandlied befeuert, welches seither von Studenten und freiheitlich gesinnten Bürgern begeistert gesungen wurde. Allerdings war die Frage der Einigkeit den Deutschen damals offenbar auch schon ein Problem! Hoffmanns “Unpolitische Lieder” waren übrigens ganz und gar nicht unpolitisch. Sie griffen die politischen Verhältnisse jener Zeit an, wie Kleinstaaterei, Allmacht von Polizei und Militär, Pressezensur und Fürstenwillkür. Klingelt es da bei uns heutigen? Die Preußische Regierung warf Hofmann aufgrund seiner Schriften “politisch anstößige Grundsätze und Tendenzen“ vor. 1842 entzog sie ihm schließlich die preußische Staatsbürgerschaft, verwies ihn des Landes und er musste sich künftig als “Staatenloser” durchschlagen.

Hoffmann von Fallerleben ist Urheber vieler noch heute bekannter “Volkslieder”, wie “Alle Vögel sind schon da”, “Ein Männlein steht im Walde”, “Wer hat die schönsten Schäfchen” oder “Morgen kommt der Weihnachtsmann”. Der Hochschullehrer für Germanistik war aber vor allem ein großer Vorkämpfer für Deutschlands Einheit, Freiheit und Recht, dessen Geist uns Heutige beseelen sollte.