Freitag, 15. November 2019
Eigentlich wussten wir es schon: „Die Revolution entlässt ihre Kinder.“ Der reuige Exkommunist Wolfgang Leonhard hat darüber 1955 ein Buch geschrieben. Und später gab es noch einen Film, der behauptete, dass die Revolution sogar ihre Kinder fräße. Gemeint war die so genannte Oktoberrevolution in Russland. Wir hier unten fragen uns: Jede Revolution, oder nur so genannte sozialistische?
Wie war es mit den Bauernkriegen, wie mit der französischen Revolution von 1791? Fraß Napoleon Bonaparte jene und danach sein Neffe Louis die vom Februar von 1848? Und wie lief es zur gleichen Zeit in Deutschland! Interessiert uns noch, wer alles fliehen und sein Leben lassen musste? Lesen wir noch etwas von den Kämpfen im ersten deutschen Parlament der Frankfurter Paulskirche? Und wer fraß überhaupt Maos „Langen Marsch“?
Fest steht: Noch jede Revolution hat ihre Kinder gefressen! Warum hofften wir, die 1989 dabei waren, dass es mit der so genannten friedlichen anders verliefe?
Die Gedenkfeiern zur 30. Wiederkehr der Tage um den 9. November 1989 wurden von den Trittbrettfahrern jener Revolution ausgerichtet. Es fehlten die meisten Revolutionäre, welche sich damals Bürgerrechtler nannten. Es fehlte überhaupt der Großteil der Nation, es fehlte die deutsche Fahne und vor allem fehlte die Antwort auf die Frage, was das denn vor 30 Jahren für eine Revolution gewesen sein soll.
Die Protagonisten von 1989, wie die Trittbrettfahrer von heute, sehen eine wesentliche und lobenswerte Eigenschaft jener Umbruchstage in ihrer Friedlichkeit. Es gab keine blutigen Barrikadenkämpfe, keine Pogrome und keine Guillotine, diesem fabelhaften Instrument der jakobinischen Massenexekutionen. Das Volk ließ nach seinen Demonstrationen für eine neue Machtverteilung die kommunistischen Machtausüber der Nachkriegszeit weitgehend ungeschoren. Es war eben eine christlich-bürgerliche Revolution von Gutmenschen, die von Politik wenig ahnten. Und wie man sich damals wunderte, dass ausgerechnet die hervorragend sozialistisch und wissenschaftlich ausgebildete Jugend der DDR ihr mitteldeutsches Wunderland in Richtung Kapitalismus massenhaft verließ, so erstaunt ist man heute, dass die sozialistischen Lehren im teilvereinigten Deutschland 30 Jahre danach umfassender Maistream geworden sind. Nur wenige Visionäre des deutschen Herbstes 1989 konnten sich vorstellen, dass die Trittbrettfahrer der „Wende“ in der Lage sein würden, ein fast perfektes postsozialistisches System zu errichten, welches tief in alle Lebensbereiche einzugreifen und die Idee der Demokratie in linksgrünen Demokratismus zu verwandeln in der Lage ist.
Doch das Leben geht weiter! Bedeutende Erkenntnisse und Erfindungen verändern permanent die Welt. Lediglich der Kampf zwischen denen, die die Macht über die anderen ausüben und denen, die ihnen diese Macht wegnehmen wollen, scheint ewig der gleiche zu bleiben. Und so kann man allen, die in Schwierigkeiten geraten sind, in diesem Chaos eine Orientierung zu finden, mitteilen: Die nächste Wende kommt bestimmt! Die Menschheit wird nämlich ganz planmäßig erwachsen. Und wenn dies nicht durch Einsicht der Mehrheit geschieht, wird es die Geschichte gnadenlos richten. Denn das Erkenntnisverfahren „Versuch und Irrtum“ ist ein Naturgesetz.
Der Schmerz wird erneut eine Richtungsänderung erzwingen.
Vera Lengsfeld war schon damals eine der Mutigen!
Und das ist die ultimative Rede zum 30. Jahrestag des Berliner Mauerfalls!
Und noch einen alternative Sichtweise!