Dienstag, 7. November 2017
28 Jahre nach dem „Mauerfall“ wissen wir Deutschen glücklicherweise etwas mehr über Revolutionen, als dies davor der Fall gewesen ist.
Dies liegt einerseits daran, dass Russland nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums unglaublich viele Dokumente aus seinen bislang geheimen Archiven freigegeben hat. Andererseits hatten wir „eingemauerten“ DDR-Deutschen erst nach dem Herbst 1989 Zugang zu den zahlreichen Quellen, die es bis dahin im Westen bereits gab, uns aber versperrt waren. Die Überlieferungen und die neuere Geschichtsschreibung von der Gründung des Deutschen Reiches bis zur so genannten Wiedervereinigung, das Spiel der Großmächte im Hintergrund der beiden Weltkriege, die Erfolgspolitik des anglo-amerikanischen Imperiums, des sogenannten Westens, nach 1945 bis heute, haben unser damaliges Weltbild noch einmal grundlegend geändert. Und noch immer sind wir nicht sicher, wie richtig und wie wahr unser Wissen von der heutigen Welt ist!
Der Weltbestseller „10 Tage, die die Welt erschütterten“ des jung gestorbenen US-amerikanischen Journalisten und Revolutionärs John Silas Reed schildert die „Oktoberrevolution“ etwas anders, als wir das in der Schule und beim Studium gelernt hatten. Kein Wunder, dass dieses Buch von Stalin nach Lenins Tod, welcher noch das Vorwort dazu geschrieben hatte, kurzerhand verboten wurde. In der DDR bekam man diesen Lesestoff nur unter der Hand! Kürzlich lief bei ARTE der diesbezügliche, empfehlenswerte Film „Reds – Ein Mann kämpft für Gerechtigkeit“ mit Warren Beatty in der Hauptrolle.
Wir hier unten sind uns inzwischen ziemlich sicher, dass der 31. Oktober des Jahres 1517 mit dem 7. November 1917 in einem geistigen Zusammenhang steht. Dem Bauernkrieg, der ersten deutschen Revolution, ging der Versuch Luthers und seiner Jünger voran, eine geistliche (und geistige) Befreiung von der religiösen Knechtschaft der Katholischen Kirche und ihrer kirchlichen und weltlichen Apologeten durchzusetzen. Ohne Luther gäbe es wohl keine amerikanische, französische und deutsche Aufklärung; ohne Hegel, Kant und Marx keine Russische Revolution!
Das Schicksal aller Revolutionen seit dem Deutschen Bauernkrieg ist bekannt. Denn spätestens seit Pierre Vergniaud wissen wir: „Die Revolution frisst ihre Kinder!“. „Zwischen Himmel und Hölle“, der neue Lutherfilm von Regisseur Uwe Janson, bringt das u. E. sehr wirklichkeitsnah zum Ausdruck. Der Reformation folgte der Erste Dreißigjährige Krieg: 7 Millionen Tote. Die französische, die deutsche und die russische Revolution haben ihre Kinder ebenfalls gefressen. Zwischendurch fand der Zweite Dreißigjährige Krieg statt, bekannt unter den Namen Erster und Zweiter Weltkrieg: 70 Millionen Tote. Vielleicht mochte Goethe deshalb keine Revolutionen.
Auch die so genannte „Arabische Revolution“ scheiterte. Und wie steht‘s mit der „friedlichen“ Revolution von 1989? Inzwischen ist der Dritte Weltkrieg, diesmal zwischen der Westallianz (NATO) und der Ostallianz (hauptsächlich Russland, China, Iran und Türkei) angelaufen. Wird auch er dreißig Jahre dauern? Und wie viele Tote wird er kosten, wenn er heiß, wenn er nuklear wird?
Dennoch, derlei Erkenntnisse hin oder her: Ohne Revolutionen würde es wohl auch nicht gehen!
P.S.: Eine solche revolutionäre Rede hat Lenin leider niemals gehalten!