Lemminge

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Donnerstag, 5. September 2019

Es geht die Legende, dass diese erstaunlichen Wühlmäuse der Gattung lemmus lemmus, welche hauptsächlich in arktischen Regionen beheimatet ist, unter besonderem Populationsdruck von Nahrungsmangel und Stress, regelmäßig Wanderungen in den gemeinschaftlichen Suizid unternehmen. Sicher ist lediglich, dass sie ihre schicksalhaften periodischen Züge auf der Suche nach neuen Lebensräumen oft nicht überleben.

Konservative lehnen Darwins Evolutionslehre mehrheitlich ab. Tierisches Verhalten im Menschsein ist ihnen suspekt. Freie Willensentscheidung, trotz göttlicher Vorbestimmtheit, ist für sie ein Grundpfeiler der menschlichen Besonderheit vor der Tierwelt. Allerdings sprechen Sexualtrieb, Zivilisationszusammenbrüche bei Hunger und Durst und der ewige Kampf ethischer Prinzipien gegen dekadente Machtausübung eher gegen den Glauben an den Kreationismus.

Wie dem auch sein mag, die Mitteldeutschen in Brandenburg und Sachsen haben am 1. September dieses Jahres neue Landtage gewählt. Und obwohl es für Deutschland mit ziemlicher Sicherheit eine Schicksalswahl gewesen ist, haben nur etwa zwei Drittel aller Wahlberechtigten daran teilgenommen. Das bedeutet, dass etwa drei Viertel der Mitteldeutschen diese Abstimmung nicht als besonders bedeutsam eingestuft haben. Sie glauben nicht, dass die Zeichen der Zeit auf Zusammenbruch stehen. Sie zweifeln daran, dass die Fortführung der Massenmigration eine nicht reversible Situation – insbesondere in den westlichen Bundesländern – für Deutschland schafft. Sie hoffen darauf, dass die Fiatgeldblase nicht platzen wird. Und die Klimawandelhysterie als Grundlage der Gedankenkontrolle und Steuerschraube ist ihnen egal. Zusammengezählt haben gerade einmal 15 Prozent der Wahlbürger die Partei gewählt, die die eigentlichen Probleme der Deutschen beim Namen nennt. Der übrige deutsche Michel will die Wahrheit über den Zustand seines Vaterlandes immer noch nicht wissen. Er verhält sich wie lemmus lemmus.

Allerdings war bei diesen Wahlen von vornherein zu erwarten, dass die etablierten Parteien, wie stets, trotz ihrer erheblichen Stimmenverluste, jegliche Art von „Minderheiten-Koalition“ schmieden würden, um in ihren Exekutivämtern verharren zu können. Die mitteldeutschen Wähler haben dies nun auch so bestimmt. Diesmal wird es nicht „Jamaika“, sondern „Kenia“ oder „Afghanistan“ oder „Malawi“ oder sonstwas…

Damit wird aber der strategische Sieg der Nationalkonservativen nur bestätigt. Denn die starke Oppositionskraft, die die Alternativen nunmehr in den Landesparlamenten von Brandenburg und Sachsen aufbauen können, ermöglicht zweierlei: Einen wirksamen oppositionellen Druck auf die Regierungskoalitionen, wie immer diese sich zusammenfinden werden. Und eine Konsolidierung für kommende Zeiten, in denen sie die Macht, die eines Tages auf der Straße liegen wird, erfolgreich aufgreifen können.

Die Regierungen der Realitätsverweigerer, Schwächlinge und Opportunisten werden nicht in der Lage sein, die bereits spürbare Rezession und alle ihre unwägbaren Folgen aufzuhalten. Die deutschen Lemminge sollten sich auf einen harten Winter einrichten!

Eine weitschweifende Analyse der Sachsenwahl finden Sie hier !