{"id":2966,"date":"2023-07-25T18:04:13","date_gmt":"2023-07-25T16:04:13","guid":{"rendered":"https:\/\/cfschultze.de\/?p=2966"},"modified":"2023-08-09T13:17:56","modified_gmt":"2023-08-09T11:17:56","slug":"demokratie","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/cfschultze.de\/2023\/demokratie\/","title":{"rendered":"Demokratie"},"content":{"rendered":"\n

Dienstag, 25. Juli 2023<\/p>\n\n\n\n

Der Begriff \u201eDemokratie\u201c ist in unseren Landen zum entscheidenden Schlagwort f\u00fcr alles menschliche Handeln und Verhalten geworden. Unz\u00e4hlige Experten, Journalisten und \u201eBeauftragte\u201c unserer Staatsmacht pr\u00fcfen B\u00fcrger, Parteien und Gemeinschaften sowie alle publizistischen Ver\u00f6ffentlichungen ununterbrochen auf ihre \u201eDemokratief\u00e4higkeit\u201c, ihre demokratische Gesinnung.<\/p>\n\n\n\n

Auf meiner diesj\u00e4hrigen Fahrrad-Sommerfahrt durch Tschechien, Deutschland und Polen entlang der Grenzfl\u00fcsse Nei\u00dfe und Oder bis zur polnischen Ostsee und um das Stettiner Haff herum, konnte ich viele Menschen kennenlernen und zahlreiche St\u00e4dte und D\u00f6rfer und vor allem die wunderbaren Fluss- und Seelandschaften Nordb\u00f6hmens, Sachsens, Brandenburgs, Mecklenburgs und Pommerns genie\u00dfen. In den sich gelegentlich ergebenden politischen Gespr\u00e4chen zeigte sich, dass alle Gespr\u00e4chspartner bem\u00fcht waren, als \u201ewahre Demokraten\u201c beurteilt zu werden. Allerdings war auch erkennbar, dass jeder diesen Begriff anders definierte. Es handelt sich offensichtlich um ein \u201eWieselwort\u201c, einen Begriff, den Theodore Rossevelt erstmalig 1916 verwendet haben soll, um die \u201eschl\u00fcpfrige\u201c Politik Woodrow Wilsons anzugreifen.<\/p>\n\n\n\n

Seit 2001 gibt es das Buch „Demokratie \u2013 Der Gott, der keiner ist“ aus der Feder des \u00d6konomie-Professors Hans-Hermann Hoppe. Er ist \u2013 nach dem Tod des genialischen Murray N. Rothbard Nachfolger auf dessen Lehrstuhl an der Universit\u00e4t von Las Vegas gewesen und der f\u00fchrende Kopf des „rechten“ (wertekonservativen) Fl\u00fcgels der amerikanischen Libertarians. Diese stringentesten aller Freiheitsdenker weltweit nennen sich selbstironisch auch Paleos. Sie stehen in der akademischen Nachfolge der \u00d6sterreichischen Schule der National\u00f6konomie \u2013 und deren brillantestem Vertreter, Ludwig von Mises.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n

Der Diplom-Volkswirt, Publizist und Autor zahlreicher B\u00fccher, Roland Baader (1940 bis 2012), schrieb zu diesem Buch:<\/p>\n\n\n\n

\u201eWie Mises, so entstammt auch Hoppe dem deutschen Sprachraum (Mises war \u00d6sterreicher, Hoppe ist Deutscher), und wie Mises lehrt auch Hoppe in den USA. W\u00e4re dem nicht so, w\u00fcrde es das hier vorgestellte Buch nicht geben, denn kein deutscher Professor k\u00f6nnte und w\u00fcrde es wagen, eine derart provokante Schrift vorzulegen. Aus dem sozialdemokratischen (sprich: sozialsozialistischen) Einheitsmief kann hierzulande keine Lehrstuhlgr\u00f6\u00dfe ausbrechen, ohne sofort zum Fra\u00dfopfer der politisch korrekten Medien-Hy\u00e4nen zu werden.<\/p>\n\n\n\n

Die meisten Gesellschaftswissenschaftler wissen zwar um die Tatsache, da\u00df der Mechanismus des Machtgewinns und Machterhalts in der Demokratie nach dem Prinzip \u201aRaub und Bestechung\u2018 funktioniert: das Volk mit Steuern und Abgaben abzocken, um das Geraubte dann den potentiellen W\u00e4hlerschichten als Almosen und Belohnung anzubieten. Sie wissen auch, da\u00df der Sozialphilosoph Anthony de Jasay recht hat, wenn er sagt, da\u00df man mit prozeduralen Methoden \u2013 wozu auch die demokratische Kollektiventscheidung geh\u00f6rt \u2013 keine inhaltlichen Probleme l\u00f6sen kann; und sie kennen auch die Warnung des gro\u00dfen Demokratie-Theoretikers Giovanni Sartori, der geschrieben hat: \u201aL\u00f6st sich die Herrschaft des Rechts in die des Gesetzgebers auf, so steht grunds\u00e4tzlich der Weg zur subtilsten Form der Unterdr\u00fcckung offen: der \u201aim Namen des Gesetzes\u201c. Aber eine klare Alternative zu dieser \u201adefekten Sozialordnung\u2018 (Hoppe) stellen sie nicht vor. In diese L\u00fccke springt Hoppe mit seinem brillanten Pl\u00e4doyer f\u00fcr die \u201anat\u00fcrliche Ordnung\u2018 der Freiheit, die staatsfreie Marktwirtschaft.<\/p>\n\n\n\n

Hoppe zeigt nicht nur auf, wie die der Demokratie systemimmanente Maschinerie der Einkommens- und Verm\u00f6gens-Umverteilung die Effizienz der Marktwirtschaft (und damit den allgemeinen Wohlstand) zerst\u00f6rt, sondern auch, wie und warum sie \u201aEntzivilisierung\u2018 und moralischen Zerfall bewirkt. Denn von allem, was subventioniert wird, gibt es danach mehr: Nicht nur subventionierte Milch f\u00fchrt zu \u00fcberfl\u00fcssigen Milchseen, die vernichtet werden m\u00fcssen, sondern auch die Armut wird zunehmen, wenn sie subventioniert wird; und genauso die Arbeitslosigkeit, alleinstehende M\u00fctter, uneheliche Kinder, Scheidungen, auseinandergebrochene Familien, Kriminalit\u00e4t, politische Schmarotzerkasten, Aids-Kranke und Drogens\u00fcchtige: Von allem wird man mehr bekommen, wenn man es durch Umverteilung subventioniert.<\/p>\n\n\n\n

Hoppes Vorschlag, dem Zerfall Einhalt zu gebieten, ist ebenso radikal wie konsequent, n\u00e4mlich alle Kostg\u00e4nger des Staates, seien es Staatsbedienstete oder Empf\u00e4nger irgendwelcher Subventionen, vom Wahlrecht auszuschlie\u00dfen.<\/p>\n\n\n\n

Besonders Interessantes hat Hoppe zu den origin\u00e4ren Gemeinsamkeiten der Konservativen und der Libert\u00e4ren zu sagen. In beiden Bewegungen haben leider die Vertreter eines verf\u00e4lschten Inhalts die Oberhand gewonnen, weshalb sich die Anh\u00e4nger einer nat\u00fcrlichen Ordnung in beiden Lagern auf ihre gemeinsamen Wurzeln besinnen sollten. Die Klassischen Konservativen, so Hoppe, wu\u00dften noch um die Gefahr, welche die Verstaatlichung des Bildungswesens und der Verantwortung (durch Sozialversicherungen) erzeugen w\u00fcrde: da\u00df sich n\u00e4mlich die einer nat\u00fcrlichen Rebellion unterliegenden Heranwachsenden von der Disziplin \u201aemanzipieren\u2018 w\u00fcrden, welche das Aufeinanderangewiesensein des Familien- und Gemeinschaftslebens den Menschen auferlegt. Und sie wu\u00dften, da\u00df diese tr\u00fcgerische Form der \u201aBefreiung\u2018 zu einer systematischen Infantilisierung der gesamten Gesellschaft \u2013 und direkt in die Arme des Staates f\u00fchrt.<\/p>\n\n\n\n

Die \u201amodernen\u2018 Konservativen sind in die Falle der kollektivistischen und latent totalit\u00e4ren Gesinnungsethik getappt. Soweit sie noch Widerstand leisten gegen uferlose Einwanderung, gegen die vollst\u00e4ndige Egalisierung der Geschlechterrollen, gegen die politische \u201aLufthoheit \u00fcber den Kinderbetten\u2018 und gegen die Ganztags-Indoktrination ihrer Kinder in staatlichen Schulen \u2013 kurz: gegen die Eliminierung der b\u00fcrgerlichen Familie, werden sie umgehend mit den Brandzeichen Rassismus, Diskriminierung und Entsolidarisierung versehen. Nur wenn die Konservativen die libert\u00e4ren Prinzipien der Vertragsfreiheit und der Unverletzlichkeit privater Eigentumsrechte \u00fcbernehmen, k\u00f6nnen sie erkennen, wie mit den Begriffsverf\u00e4lschungen der political correctness Recht in Unrecht verwandelt wird \u2013 und Unrecht in sogenannte Rechte (Anspruchsrechte). Und nur dann wird den Konservativen klar, da\u00df sie selber es sind, die auf der Seite des Rechts \u2013 n\u00e4mlich auf der Seite der nat\u00fcrlichen Pers\u00f6nlichkeits-, Freiheits- und Menschenrechte \u2013 stehen, und nicht die scheinheiligen K\u00fcnder vom \u201aWertekonsens der Demokraten\u2018. Die wahren Konservativen k\u00f6nnen in der libert\u00e4ren Theorie der Gerechtigkeit eine genauere Definition und eine rigorosere Verteidigung ihres Ziels (der R\u00fcckkehr zur Zivilisation in Gestalt moralischer und kultureller Normalit\u00e4t) finden, als in den immer staatsh\u00f6riger gewordenen Reihen\u2026 Die origin\u00e4re libert\u00e4re Ethik ist eben nicht neu, sondern alt und konservativ. So beispielsweise das Wissen um die Tatsache, da\u00df mit dem Schwinden famili\u00e4rer und gesellschaftlicher Hierarchien und gewachsener Autorit\u00e4ten ein Vakuum entsteht, in welches unweigerlich die Staatsmacht einzieht. Freiwillige Ordnungsstrukturen werden so zu erzwungenen Organisationsstrukturen. Echte Libert\u00e4re m\u00fcssen deshalb insofern Konservative sein, als sie f\u00fcr die nat\u00fcrlichen Grundlagen einer jeden funktionierenden Gemeinschaft eintreten, also f\u00fcr die Institutionen, Schichten und Hierarchien sozialer Autorit\u00e4t und f\u00fcr deren wichtigsten Baustein, die Familie. Man kann, so Hoppe, entweder das eine, den massendemokratischen Wohlfahrtssozialismus haben, oder das andere, die traditionelle Moral in gewachsenen Strukturen. Man kann weder keines von beidem noch beides zugleich haben.<\/p>\n\n\n\n

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie weit sich viele Konservative, Liberale und Libert\u00e4re von ihren Wurzeln entfernt haben. Doch gerade, wenn man auf zeitgeistkonformen Abwegen umherirrt, ist es erhellend, den Weg aus dem Labyrinth klar gezeichnet vor sich zu sehen. Wer wissen m\u00f6chte, was Freiheit ist, freie Menschen in einer freien Ordnung \u2013 voil\u00e0: Bei Hoppe findet er die Antwort. Und niemand, der sich konservativ, liberal oder libert\u00e4r nennt, sollte dies k\u00fcnftig tun, ohne sich dem Lackmustest der Hoppe-Lekt\u00fcre unterzogen zu haben. Dieses Buch zwingt zur intellektuellen Redlichkeit.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Doch lassen wir Hans Hermann Hoppe zu seinem Buch \u201eDemokratie \u2013 der Gott der keiner ist\u201c auch selber zu Wort kommen:<\/p>\n\n\n\n

\u201e \u201aPolitisch korrekt\u2018 ist das, was die Herrscher und insbesondere die Sieger unter den Herrschern proklamieren. Der gro\u00dfe Sieger des 20. Jahrhunderts, speziell im Hinblick auf Deutschland, sind die USA. Die USA haben darum die \u201akorrekte\u2018 Interpretation vor allem der j\u00fcngeren Geschichte bestimmt. Das besiegte Deutschland wurde nicht nur besetzt, sondern auch umerzogen. Deutschlands Schulen und Universit\u00e4ten, unter nahezu totaler Kontrolle des Staates stehend, und die staatlich lizensierten Massenmedien verk\u00fcndeten und verk\u00fcnden bis heute die offiziell-offizi\u00f6se amerikanische Sicht der Geschichte und insbesondere des 20. Jahrhunderts als eines Triumphs des Guten \u00fcber das B\u00f6se.
Und doch werden nach mehr als f\u00fcnfzig Jahren Besatzung und Umerziehung in Deutschland wieder Themen und Sachverhalte \u00f6ffentlich er\u00f6rtert, die nicht oder nur schwerlich in das amerikanische Weltbild passen und darum lange tabuisiert waren (im besiegten Deutschland mehr noch als in den siegreichen USA): der blutr\u00fcnstige Beginn der modernen USA mit der milit\u00e4rischen Eroberung, Verw\u00fcstung und anhaltenden Besetzung der sezessionistischen S\u00fcdstaaten durch die Unionsregierung im zweiten amerikanischen Unabh\u00e4ngigkeitskrieg, die gezielte Verstrickung der USA in den Ersten Weltkrieg, der Sturz von Zar und Kaisern und das Versailler Friedensdiktat, das Ausma\u00df der Verbrechen Lenins und Stalins und ihre Rolle beim Aufstieg Mussolinis und Hitlers, die freundschaftliche Verbindung zwischen Roosevelt und Stalin und die aus ihr resultierende jahrzehntelange kommunistische Machtaus\u00fcbung in ganz Ost- und Mitteleuropa, die alliierte Terrorbombardierung von Zivilisten und die amerikanische Mi\u00dfhandlung deutscher Kriegsgefangener, die \u00dcbergabe westlicher Kriegsgefangener zur Exekution an Stalin, die Vertreibung von Millionen Deutschen und neben dem unseligen Holocaust auch die aus ihm erwachsene Holocaust-Industrie (von andernorts und seither begangenen Taten beziehungsweise Untaten gar nicht zu reden). Auch meine hier vorliegenden Untersuchungen sind politisch unkorrekt\u2019. Sie passen also in eine durch eine zunehmend \u201arevisionistische\u2018 Aufnahmebereitschaft gekennzeichnete intellektuelle Landschaft, und man darf deshalb hoffen (jedenfalls hoffe ich dies), da\u00df sie gerade in Deutschland auf fruchtbaren Boden fallen und eine befreiende Wirkung auszu\u00fcben verm\u00f6gen.<\/p>\n\n\n\n

Meine Thesen sind tats\u00e4chlich noch \u201aunkorrekter\u2018 und die von mir vorgeschlagenen Revisionen am orthodoxen Geschichtsbild grundlegender und weitergehend als alles bisher hierzulande dazu Gesagte. Ungeachtet meiner amerikakritischen Stellung jedoch h\u00e4lt meine Arbeit nur wenig speziellen Trost f\u00fcr Deutschland und die Deutschen bereit (ist nicht das deutsche politische System nur ein Abklatsch des amerikanischen?).
Zentraler Gegenstand der folgenden Untersuchungen ist das moderne amerikanische System eines demokratischen Verfassungsstaates. Nahezu alle US-Amerikaner sind von der \u00dcberlegenheit dieses ihres politischen Systems \u00fcberzeugt. Und die amerikanischen Neokonservativen, insbesondere jene Gruppe von vormals extrem linken und nun sozial-demokratischen Intellektuellen, die erstmals unter der Reagan-Administration zu Ansehen und Einflu\u00df gelangten und die gegenw\u00e4rtig dominierenden Einflu\u00df auf die Bush-Administration aus\u00fcben, gehen sogar noch weiter. Sie behaupten, da\u00df der demokratische Verfassungsstaat, exemplifiziert durch die USA, die h\u00f6chste und un\u00fcbertreffliche Form sozialer Organisation darstellt. Ein dem demokratischen Verfassungsstaat grunds\u00e4tzlich \u00fcberlegenes System sozialer Ordnung sei undenkbar. Mit der Annahme des amerikanischen Systems sei somit, konstitutionell und ideologisch, das \u201aEnde der Geschichte\u2018 erreicht (kein Wunder, da\u00df die Neokonservativen stets an der vordersten Front amerikanischer Kriegshetzer stehen: die Demokratie mu\u00df, wenn erforderlich mit Waffengewalt, in unerzogene unamerikanische Regionen exportiert werden \u2013 der Weltgeist<\/em> verlangt es so.)
Diese weithin, insbesondere auch in Deutschland, akzeptierte These wird in meinen Abhandlungen \u00fcberpr\u00fcft und widerlegt. Der theoretische und historische Nachweis hierf\u00fcr ist in meinen folgenden Untersuchungen zu finden. An dieser Stelle kann das Ergebnis nur skizzenhaft \u2013 historisch und vor allem theoretisch stark verk\u00fcrzt \u2013 angedeutet werden.
Das amerikanische Modell \u2013 kurz: die Demokratie \u2013 mu\u00df sowohl in wirtschaftlicher als auch in moralischer Hinsicht als historischer Fehlschlag beurteilt werden. Demokratie f\u00f6rdert Kurzsichtigkeit, Kapitalverschwendung, Unverantwortlichkeit und moralischen Relativismus. Sie f\u00fchrt zu dauernder zwangsweiser Einkommens- und Verm\u00f6gensumverteilung und st\u00e4ndiger Rechtsunsicherheit. Sie ist kontraproduktiv. Sie f\u00f6rdert das Demagogentum und den Egalitarismus. Sie ist nach innen gegen\u00fcber der eigenen Bev\u00f6lkerung und nach au\u00dfen hin aggressiv und tendenziell totalit\u00e4r. Insgesamt f\u00fchrt sie zu einem dramatischen Anstieg der Staatsmacht, erkennbar an der Gr\u00f6\u00dfe staatlicher \u2013 parasit\u00e4r durch Steuern und Enteignung eingetriebener \u2013 Einnahmen und Verm\u00f6gensbest\u00e4nde im Verh\u00e4ltnis zur Gr\u00f6\u00dfe produktiv \u2013 im Markt \u2013 erwirtschafteter Einkommen und Verm\u00f6gen und dem Umfang und der Reichweite staatlicher Gesetzgebung. Sie ist ebenso zum Untergang bestimmt, wie der Sowjetkommunismus zum Untergang bestimmt war.<\/p>\n\n\n\n

In weit g\u00fcnstigerem Licht als die Demokratie erscheint die klassische (vorrevolution\u00e4re) Monarchie. Es geh\u00f6rt zum herrschenden, amerikanisch gepr\u00e4gten Weltbild, da\u00df der mit der Amerikanischen und der Franz\u00f6sischen Revolution einsetzende und mit Ende des Ersten Weltkrieges im wesentlichen abgeschlossene Proze\u00df der Abl\u00f6sung von K\u00f6nigen durch Pr\u00e4sidenten beziehungsweise Premierminister einen historischen Fortschritt darstellt. Die folgenden Untersuchungen zeigen, da\u00df das Gegenteil der Fall ist. Der \u00dcbergang von einer monarchischen Welt zu einer demokratischen mu\u00df als zivilisatorischer R\u00fcckschritt beurteilt werden. Es ginge uns heute besser, was Wohlfahrt und Freiheit anbelangt, als es uns tats\u00e4chlich geht, h\u00e4tten wir das demokratische Modell nie \u00fcbernommen.<\/p>\n\n\n\n

Im Unterschied zu demokratischen \u201aVerwaltern\u2018 \u201a\u00f6ffentlicher G\u00fcter\u2018 sind K\u00f6nige als Eigent\u00fcmer derselben G\u00fcter langfristig orientiert und an Kapitalerhaltung beziehungsweise \u2011vermehrung interessiert. Sie werden f\u00fcr ihre Handlungen pers\u00f6nlich verantwortlich gemacht und sind an vorgegebene Gesetze gebunden. Sie sind nicht Gesetzgeber, sondern Anwender alter und ewiger Gesetze. Von Volkswahlen unabh\u00e4ngig, haben sie wenig Bedarf an Demagogentum, Umverteilungspolitik und Egalitarismus (deren Abwesenheit s\u00e4mtlich der wirtschaftlichen Entwicklung zugute kommt). Insgesamt ist der monarchische Staat vergleichsweise m\u00e4\u00dfig und mild: mit geringen Steuereinnahmen ausgestattet und wenig zudringlich und bedr\u00fcckend.
Trotz deutlicher Sympathie f\u00fcr die klassische Monarchie bin ich aber kein Monarchist. Sowohl die klassische Monarchie als auch die moderne Demokratie sind Staatsformen. Das hei\u00dft, beide beanspruchen f\u00fcr sich hinsichtlich der Einwohner eines gegebenen Territoriums ein Monopol der ultimativen Rechtsprechung und der Besteuerung: Ich allein, lautet ihr Kredo, bin endg\u00fcltiger Richter im Fall sozialer Konflikte und ich allein darf das Eigentum anderer ohne ihre Zustimmung an mich rei\u00dfen. Angesichts dieser Anreizstruktur ist von jeder staatlich organisierten Sozialordnung zu erwarten, da\u00df der Preis f\u00fcr Recht und Ordnung steigt, w\u00e4hrend ihre Qualit\u00e4t f\u00e4llt. Je h\u00f6her die Steuereinnahmen und je geringer die eigenen Produktionsanstrengungen, umso besser sind die Staatsinhaber dran.
Die Existenz eines jeden Staates f\u00fchrt so zum einen zur Entwicklung und F\u00f6rderung des Schmarotzertums. Als Steuerempf\u00e4ngern ist es den Inhabern des Staates m\u00f6glich, zu leben, ohne zu arbeiten, das hei\u00dft ohne eine den Steuerzahlern annehmbar erscheinende Gegenleistung erbringen zu m\u00fcssen. Entgegen der immer noch weitverbreiteten marxistischen Mythologie sind es nicht die Unternehmer, die ihre Arbeiter ausbeuten. Vielmehr sind es die Staatsinhaber: der K\u00f6nig und sein Hof im Fall der Monarchie und der Pr\u00e4sident, das Parlament und der sogenannte \u00f6ffentliche Dienst im Fall der Demokratie, das hei\u00dft diejenigen, die lauthals f\u00fcr das sogenannte \u201a\u00f6ffentliche Wohl\u2018 arbeiten, die tats\u00e4chlich auf Kosten anderer ausbeuterisch, parasit\u00e4r leben. Je h\u00f6her die Steuereinnahmen, umso besser geht es den Schmarotzern und \/ oder umso mehr Schmarotzer gibt es.
Noch schlimmer: Als endg\u00fcltiger Richter in allen Konfliktsachen sind die Inhaber des Staates in der Lage, Konflikte nicht nur teuer und schlecht zu schlichten, sondern Streitigkeiten selbst zu verursachen oder zu provozieren<\/em>, um sie dann zu ihren eigenen Gunsten zu \u201al\u00f6sen\u2018. Das hei\u00dft, eine staatliche Ordnung produziert nicht nur minderwertige Produkte zu \u00fcberh\u00f6hten Preisen und f\u00f6rdert das Schmarotzertum, sondern sie produziert auch Ung\u00fcter und Unrecht,<\/em> und sie f\u00f6rdert, insbesondere unter demokratischen Bedingungen (wenn der Eintritt in den Staatsapparat jedermann offensteht), das Ung\u00fcterproduzententum und das Unrechtswesen, das hei\u00dft, sie gebiert \u00fcble Charaktere und Charaktereigenschaften.<\/p>\n\n\n\n

Mein Geschichtsrevisionismus geht darum weiter. Nicht nur der \u00dcbergang von der Monarchie zur Demokratie war ein historischer Fehler. Die Institution des modernen, nachmittelalterlichen Staates selbst stellt einen folgenschweren Irrtum dar. Doch gibt es, entgegen neokonservativen Behauptungen, eine jederzeit herstellbare, in moralischer wie wirtschaftlicher Hinsicht grunds\u00e4tzlich \u00fcberlegene Alternative zu Demokratie und Monarchie: eine \u201anat\u00fcrliche Ordnun<\/strong>g<\/strong>\u2018<\/strong> (ein bewu\u00dft wegen seines vormonarchischen mittelalterlich-scholastischen Anklangs gew\u00e4hlter Ausdruck).
In einer nat\u00fcrlichen Ordnung sind s\u00e4mtliche G\u00fcter im Privateigentum einzelner Personen oder Personengruppen. Stra\u00dfen, Flugh\u00e4fen, Wasserwege, alles Land und s\u00e4mtliche Geb\u00e4ude \u2013 alles befindet sich in Privateigentum. Es gibt keinen Staat, keine Steuern, kein Gerichtsmonopol und kein \u201a\u00f6ffentliches Eigentum\u2018. Sicherheit \u2013 also Eigentumsschutz, Recht und Ordnung \u2013 wird, wie andere G\u00fcter und Dienstleistungen auch, in Eigenleistung, in nachbarschaftlicher Kooperation und durch frei finanzierte Spezialunternehmen erbracht. Neben Eigen- und Nachbarschaftsleistungen wie Z\u00e4unen, Mauern, Gittern, Schl\u00f6ssern, Warneinrichtungen, Messern und Revolvern werden vertraglich vereinbarte Sicherheitsleistungen aller Art vor allem von frei konkurrierenden (unregulierten) Eigentums- und Lebensversicherern angeboten und erbracht, die ihrerseits in regelm\u00e4\u00dfiger Zusammenarbeit mit unabh\u00e4ngigen und miteinander konkurrierenden Schlichtern beziehungsweise Vermittlern und selbst\u00e4ndigen oder angegliederten polizeilichen Vollzugsorganen stehen. Als Ergebnis (in komplettem Gegensatz zum unter staatlichen Bedingungen erzielten Resultat) f\u00e4llt der Preis f\u00fcr Sicherheit, w\u00e4hrend die Qualit\u00e4t steigt\u2026\u201c<\/p>\n\n\n\n

Nun ja, das wird nach meinen bescheidenen Einsichten in die menschliche Psyche wohl eine Utopie bleiben. Ich w\u00e4re schon froh, wenn es eine stabile Rechtsordnung g\u00e4be. Aber wie uns HHH lehrt, erodiert eine solche in eine \u201eDemokratie\u201c gesetzm\u00e4\u00dfig. Das k\u00f6nnen wir gerade heutzutage wunderbar beobachten…<\/p>\n\n\n\n

Hans-Hermann Hoppe: Demokratie \u2013 Der Gott, der keiner ist. Verlag Manuscriptum, Waltrop\/ Leipzig, gebunden, 547 Seiten, 24,80 Euro<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Dienstag, 25. Juli 2023 Der Begriff \u201eDemokratie\u201c ist in unseren Landen zum entscheidenden Schlagwort f\u00fcr alles menschliche Handeln und Verhalten geworden. Unz\u00e4hlige Experten, Journalisten und \u201eBeauftragte\u201c unserer Staatsmacht pr\u00fcfen B\u00fcrger, Parteien und Gemeinschaften sowie alle publizistischen Ver\u00f6ffentlichungen ununterbrochen auf ihre … Weiter<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":22,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[47],"tags":[],"class_list":["post-2966","post","type-post","status-publish","format-standard","hentry","category-meine-kolumne"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2966"}],"collection":[{"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/22"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2966"}],"version-history":[{"count":4,"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2966\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":2973,"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2966\/revisions\/2973"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2966"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2966"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/cfschultze.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2966"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}} Christian Friedrich Schultze

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